image8Es gibt keine Zufälle. Schon gar nicht bei Hunden. Sie finden Dich, wenn Du sie brauchst. 
 
Am 2.April 2013 ist mein Hund Goethe in ein Auto gerannt und tödlich verunglückt. So ein Erlebnis wünscht man niemandem.  Der Schock sitzt bis heute tief in den Knochen. 
 
Als ich meinen Goethe bei Tasso abmeldete, bekam ich ein Schreiben, in dem Tasso das Ableben meines Hundes bedauerte und mich gleichzeitig auf die Not vieler Hunde, aktuell in Zypern und auf die neu erstellte Tasso-Website aufmerksam machte. Ein Flyer lag dem Brief bei.
Meine erste Reaktion war "Ein neuer Hund? Nein, das geht gar nicht!"
 
Ich war voller Schmerz und unendlich großer Trauer. 
Nachts wachte ich weinend auf, weil ich ihn so vermisste. Tagsüber ging ich die Wege, die ich mit ihm gegangen war... nun ohne ihn. Ich war untröstlich, traurig, verloren und fühlte mich unendlich allein. So recherchierte ich im Internet, wie andere Menschen mit dem plötzlichen Tod ihres geliebten vierbeinigen Gefährten zurecht kamen und fand dort viel Berührendes.
 
image6In schlaflosen Nächten griff ich nach dem Tasso-Flyer,  ging ich auf die Website und schaute mir die dort Hunde an, die ein neues Zuhause suchten. Es gab viele berührende Geschichten und tolle Hunde, aber... Ich vermisste meinen Goethe und konnte, wollte nicht glauben, dass er nicht mehr da war. 
 
Eines Nachts, als ich wieder in Tränen aufgelöst war und ihn so schmerzlich vermisste, rief ich verzweifelt, "Goethe, was soll ich tun?!? Ich vermisse Dich so! "
 
Auf zypernhunde.de hatte ich einen kleinen Hund gesehen, der mich innerlich berührte. Mitten in der Nacht schrieb ich an zyperhunde.de und fragte nach ihm.  Ich bekam auch bald Antwort, dass er schon ein neues Zuhause gefunden habe, aber ob ich mir nicht die kleine süße Pepper 2 anschauen wolle. Pepper hieß der im Herbst 2012 gestorbene Hund von Goethes Patentante.
Also klickte ich, allerdings mit einer gewissen innerlichen Skepsis, den Link zu "Pepper2" an. 
 
image4Als ich die Fotos mit Pepper 2 sah, stand  "Goethes kleine Schwester" vor mir !
Ich kontaktierte Zypernhunde e.V, und mir wurde gesagt, dass Pepper 2 bereits in der Pflegestelle in Schifferstadt bei Nicole R. und Pepe untergebracht sei. Dann ging alles sehr schnell...
 
Am 29. April 2013 kam Frau Schiller, ehemals Pepper 2, zu mir nach Karlsruhe. 
Der Tod von Goethe war ja noch frisch, ich weinte viel und auch in den ersten Wochen, als Frau Schiller schon bei mir war, brach ich immer wieder in Tränen aus. Manchmal dachte ich, dass ich Frau Schiller zu viel zumute mit meiner Trauer. Doch sie  war und ist mir ein unersetzbarer Trost, mit ganz eigenem wunderbaren Charakter.  Und auch Goethes Freunde, vierbeinig oder zweibeinig schlossen Frau Schiller sofort in ihr Herz.
 
Seit dieser Zeit sind Frau Schiller und ich unzertrennlich. Sie ist  (fast) immer und überall dabei. Ob bei der Arbeit, auf Reisen, im Garten... Zu Fuß, im Hunde-Korb auf dem Fahrrad, in der Hundetasche in Straba oder im Zug, im Auto oder Bus. Nur in wirklichen Ausnahmesituationen, wenn die Umgebung zu hektisch, laut und für Hunde unzumutbar sind, bleibt sie lieber in den eigenen sicheren 4 Wänden zurück.
 
Frau Schiller ist wunderbar. Und ich bewundere sie. Ihre Ruhe, ihre Freundlichkeit, ihre Geduld. Ihre Klugheit.
 
Letzte Woche waren wir zwei Mal gemeinsam in einem Seniorenheim auf einer Station mit Demenzkranken. Es ist unglaublich berührend und beeindruckend zu sehen, wie Frau Schiller auf die Menschen zugeht, ob große oder kleine, junge oder alte,  im Rollstuhl oder an Krücken.... und was sie in ihnen bewirken kann. 
 
Frau Schiller bringt ein Lächeln, ein Strahlen und freundliche Worte von Nachbarn und von Fremden in mein Leben. 
 
Im Moment, während ich hier grade schreibe, lässt Frau Schiller mich nicht aus den Augen. Sie beobachtet mich, seit ich mit einem  Apfel ins Zimmer gekommen bin und neben dem Schreiben genüsslich meinen Apfel vertilge. 
Ihr Blick weicht nicht vom Apfel ab. Je weniger der wird, um so unruhiger wird Frau Schiller und sie kommt ein wenig näher an mich heran. Jetzt, endlich ist es so weit: ich halte ihr den Apfelstrunk hin. Frau Schiller nimmt ihn vorsichtig in ihr Maul und macht sich schwanzwedelnd und ebenfalls genüsslich daran, ihren Teil vom Apfel zu verdrücken.
 
Das ist eins unserer vielen täglichen Rituale.
 
Ein anderes ist der Joghurtbecher.
Während ich morgens aufstehe und mir meinen ersten Kaffee koche, rührt sich Frau Schiller kein bisschen. Zum zweiten Kaffee mache ich mir mein Müsli. Kaum öffne ich den Schrank in der Küche, steht Frau Schiller in der Küchentür und verfolgt mit aufmerksamem Blick, wie ich Müsli und Natur-Joghurt in meine Müslischale gebe. Den Becher ausschlecken, ist Frau Schillers Part.
 
Frau Schiller und ich. Ein Leben voller Abenteuer und Begegnungen. Jeden Tag. Jeder Tag neu und doch vertraut.
 
Mittlerweile ist der Apfel längst vertilgt und Frau Schiller liegt tiefenentspannt auf meinem Bett. Nein, nicht in ihrem. Das ist nicht interessant. Frau Schiller liegt gerne erhöht, im Sessel, auf dem Sofa, am besten das Kissen noch auf der Rückenlehne, am liebsten umringt von Kissen, Decken, Kuscheltieren. Vielleicht werde ich aus ihrem Hundebettchen ein Hochbett bauen...