IMG 20160227 WA0000Als Nelly (damals noch Line) im Alter von 6 Monaten die Chance bekam, nach Deutschland auszureisen, habe ich mich als Pflegestelle zur Verfügung gestellt. Als ich sie am 05.09.2014 vom Flughafen Hamburg abholte, sprang der Funke bei mir direkt über. Die kleine „Zaubermaus“ hat sich vom ersten Tag an perfekt in unser bestehendes Rudel integriert, und für mich war klar, dass ich ein „Pflegestellenversager“ werden würde und Nelly ein Zuhause geben möchte. Bei meinem Mann hat es etwas länger gedauert, aber nach 2 Wochen gab er zu, dass auch er sich in dieses hübsche, hibbelige und lustige Hundemädchen verliebt hatte.


Was soll ich sagen, es lief alles super, allen Hunden ging es klasse. Im Februar 2015 wurde Nelly das erste Mal läufig. Nach ca. 1 Woche bemerkte ich, dass ihre Vorderbeine geschwollen waren. Es folgten Untersuchungen der Nieren und des Herzens – ohne Befund.

Zusätzlich hatte sich an Nelly´s rechter Pfote auch noch eine Kralle entzündet. Wir ließen eine Probe untersuchen, so konnte direkt das richtige Antibiotikum eingesetzt werden.

Doch weder die geschwollenen Beine, noch die Entzündung in der Kralle wollten verschwinden, es war wie verhext.
Etwas später bemerkte ich 2-3 winzig kleine offenen Stellen an Nelly´s Vorderbeinen – da klingelte was bei mir: da hatte ich doch mal irgendwas wegen offener Stellen im Zusammenhang mit dem Begriff Mittelmeerkrankheiten gehört?? Als der Entschluss feststand, dass Nelly bleibt, wurde ich natürlich über die Mittelmeerkrankheiten aufgeklärt, aber ich gestehe, dass ich mich nicht intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, denn es ging ihr ja gut, und wenn nichts akut ist, dann schiebt man solche Dinge ganz weit weg…. All diese Ereignisse spielten sich in einem Zeitraum von ca. 5 Wochen ab.

20151201 154447Ich beauftragte die Untersuchung von Nelly´s Blut auf Mittelmeerkrankheiten;
das Ergebnis: Leishmaniose positiv……ich war geschockt, wütend, verzweifelt, und ich hatte Angst –  Angst vor dem, was jetzt kommen würde, Angst, was die Diagnose im Bezug auf Ansteckung für meine anderen Hunde bedeutet, Angst vor horrenden Kosten, aber fast übermächtig war meine Angst, dass dieser Befund das Todesurteil für meine Zaubermaus ist! Diese Gedanken hämmerten permanent in meinem Kopf.

Ich fragte mich, wie das sein konnte. Nelly wurde doch vor der Ausreise getestet, in dem Impfpass stand doch negativ…..

Ich setzte mich mit Sandra Lübben in Verbindung.  Mit jeder Menge fachkundigem Wissen zum Thema Leishmaniose konnte sie meine Ängste eindämmen. Auch meine Tierärztin konnte mich beruhigen. Ich wusste nun, dass dieser Befund nicht zwangsläufig bedeutete, dass meine anderen Hunde sich durch den Kontakt mit Nelly anstecken (denn es gibt bisher keinen einzigen nachgewiesenen Fall) oder dass ich mich hoch verschulden muss, weil explodierende Kosten für Tierarzt und Medikamente auf mich zukommen…….und ich wusste auch, dass meine Nelly nicht sterben muss, wenn sie rechtzeitig medikamentös eingestellt wird.

Die Behandlung begann sofort mit dem Medikament Allopurinol, gleichzeitig wurde die Behandlung mit dem Antibiotikum eingestellt, eine Besserung konnten wir damit ja nicht erzielen. Das Medikament schlug super an. Innerhalb von 3 Tagen waren die Beine abgeschwollen und die offenen Stellen an den Beinen nach 2 Wochen vollständig abgeheilt. Nach weiteren 2 Wochen war auch die Entzündung in der Kralle Geschichte.

20141231 173058Am 15.03.2016 hat Nelly ihren 2. Geburtstag gefeiert, sie ist quietschfidel, tobt, rennt, spielt, kuschelt, bringt mich manchmal zur Weißglut mit ihrem Tatendrang……ich liebe sie und würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben!

Ich habe lange überlegt, ob und wie ich ein Happy End schreibe. Ich hätte das Thema Leishmaniose auch komplett ausklammern können, doch ich habe mich ganz bewusst für das Gegenteil entschieden.

Warum?

Ich will nichts beschönigen – Leishmaniose ist ein A…loch! (Entschuldigung). Übertragen durch eine blöde Sandmücke, kann sie, auch wenn ein Test negativ ausfällt, durch z.B. Stress noch 7 Jahre später ausbrechen. Und sie kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird oder es mit der Verträglichkeit/Wirksamkeit der Medikamente Schwierigkeiten gibt, schwere Schäden anrichten und schließlich tatsächlich das Todesurteil für die Fellnase bedeuten. Leishmaniose ist nicht heilbar, doch wenn man in regelmäßigen Abständen ( ca. 6-8 Monate) das Blut testen lässt, kann Leishmaniose rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden. Das Medikament, das Nelly bekommt, kostet mich 15 Euro (100 Tabletten) – also 15 Euro für 100 Tage, an denen meine Zaubermaus nicht mehr einsam und allein auf einer Hotelanlage ausharren und auf etwas Futter und Aufmerksamkeit warten muss – und auch die Bluttests sind durchaus bezahlbar. Das ist meine Antwort auf das „Warum“!

Ich habe mich auf den ersten Blick in Nelly verliebt, und wenn sie bei ihrer Ankunft bereits Leishmaniose-positiv gewesen wäre, hätte ich, bei dem Wissen, das ich heute über die Erkrankung habe, keinen einzigen Moment gezögert und sie zu mir geholt, und ich hätte auch zukünftig keine Bedenken oder Hemmungen, einem Leishmaniose-positiven Hund ein Zuhause zu geben. Wenn Nelly und ich mit unserem Happy End auch nur einem einzigen Leser, der mit dem Gedanken spielt, einem Leishmaniose-positiven Hund ein Zuhause zu geben, oder überhaupt einem Interessenten die Entscheidung zur Adoption leichter machen können, dann macht uns das glücklich und bestätigt mich in meinem Entschluss, ganz offen über unsere Erfahrung mit dieser Erkrankung zu schreiben.

Herzliche Grüße,

Angela mit ihrer Zaubermaus Nelly