7Der krönende Abschluss eines schönen Urlaubs

Seit 2010 fliege ich regelmäßig nach Zypern und freue mich jedes Mal, wenn ich den einen oder anderen Zypernhund ein Stück seines Weges in ein neues, schönes Hundeleben begleiten darf. Das ist nicht nur gut für die Hunde, sondern auch für mich, die ich unter Flugangst leide. Habe ich Hunde im Gepäck, sitze ich nicht mit Herzklopfen im Flieger, nein, ich sorge mich in erster Linie um die Hunde im Frachtraum bzw. in der Kabine und frage mich, wie es ihnen wohl gehen mag. Eine Win-Win-Situation also. Hinzu kommt, dass mir der Abschied von Susi jedes Mal schwer fällt und ich nahe am Wasser gebaut habe. Aber was sollen die Hundis, die ohnehin nicht wissen, wie ihnen geschieht, denken, wenn ich zudem noch heule? Das macht ihnen ja vielleicht noch mehr Angst! Also – Tränen runterschlucken und Ruhe und Zuversicht ausstrahlen!

Bei meinem Rückflug am 25. Oktober waren es gleich 4 Zyprioten im Reisegepäck. Mini-Ford in der Kabine und – verteilt auf 2 Boxen – Haley, Honey und Banjo im Frachtraum.

Ford 01Haley 01Honey10 01Banjo 01









Haley und Honey hatte ich bereits im PAWS Shelter kenngelernt, Banjo und Ford, die auf einer Pflegestelle waren, traf ich erst auf dem Weg zum Flughafen. Dank Susis perfekter Vorbereitung und einer besonders netten Dame am Check-In, die ich bereits von früheren Flügen kannte, wurden wir rasch und problemlos abgefertigt. Nervenkitzel ist allerdings immer am Sperrgepäckschalter angesagt, wo die Hunde aus den Boxen herausgenommen werden müssen. Die leere Box wird durch das Röntgengerät geschickt, während die Begleitperson mit dem Hund bzw. den Hunden durch eine Schleuse gehen muss, um sie dann wieder in die Box zu laden. Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Ruhe und Sicherheit Susi das managt, nicht nur mit einem Hund auf dem Arm, sondern auch mit zweien, wie bei Banjo und Honey, die zusammen in der Box reisten. Der kleine Ford saß derweil in seiner Puppy-Tasche und war sehr gestresst. Es war aber auch viel für den kleinen Mann: Abschied von seiner Pflegemama, eingesperrt sein in einer Tasche, die vielen Menschen und Geräusche, und das alles nach der langen Autofahrt, von der ihm speiübel geworden war.

Bei einem Abschiedskaffee nahmen wir ihn aus seiner Reisetasche, die mit einem frischen Tuch wieder wohnlich gepolstert wurde. Klein Ford, pitschnass und zitternd wie Espenlaub wurde erst einmal trocken gerubbelt und entspannte sich auf meinem Schoß zusehends, so dass Susi und ihr Mann sich einigermaßen beruhigt auf ihren Nachhauseweg machen konnten, natürlich nicht, ohne vorher genaue Anweisungen zu geben, wie ich Ford am besten wieder in die Tasche bugsiere, auch wenn er nicht hinein will.

Langsam wurde es dann auch für uns Zeit, uns zur Sicherheitskontrolle zu begeben. Da ich in weiser Voraussicht weder einen Gürtel noch sonst etwas dabei hatte, was hätte piepen können, konnte ich mit Ford auf dem Arm einfach durchmarschieren, und der tapfere Zwerg kletterte wieder brav in seine Tasche. Er schien sich darin inzwischen sicher zu fühlen und beäugte aufmerksam das Treiben um uns herum. Vor dem Einsteigen vergewisserte ich mich sowohl beim Bodenpersonal als auch bei der Crew, dass auch die Frachtraumhunde sich wirklich an Bord befanden. Dann hätte es eigentlich losgehen können, doch der Kapitän meldete sich aus dem Cockpit und kündigte an, dass die Maschine keine Starterlaubnis habe, wegen „des hohen Verkehrsaufkommens im Luftraum über Zypern“. Mit Schrecken dachte ich an die kurze Umsteigezeit in München und sah mich schon mit 4 Hunden über Nacht in München stranden. Als die Maschine dann endlich startete, hing ich halb unter dem Sitz, die Hand in der Hundetasche, um Ford zu beruhigen, der dann doch heftig zappelte, sich aber schnell wieder beruhigte und den Rest des Fluges verschlief. Keine Ahnung, ob wegen günstigen Rückenwindes oder weil ein anderer illustrer Passagier, der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, ebenfalls dringend einen Anschlussflug erwischen musste – die Maschine landete pünktlich und wir konnten uns ganz entspannt zu unserem Gate für den Abflug nach Köln begeben, der natürlich ebenfalls mit Verspätung angekündigt wurde, diesmal, weil die Maschine, mit der die Crew für unseren Weiterflug eintraf, nicht pünktlich gelandet war.

Ford schlief die meiste Zeit, und wenn nicht, blieb er ganz ruhig und schaute – von Angst oder gar Panik keine Spur. Nicht ganz so entspannt war ich, denn so langsam wurde mir etwas mulmig. Wie sollte ich das bloß schaffen in Köln? Immerhin würde ich zwei große Boxen, Ford in der Tasche und noch zwei eigene Gepäckstücke händeln müssen.

Als wir endlich im Flieger saßen, natürlich nicht ohne vorher Gewissheit zu haben, dass auch die Frachtraumhunde wohlbehalten an Bord waren, zappelte Ford so heftig in der Tasche, dass ein Passagier auf der anderen Seit des Ganges aufmerksam wurde und interessiert das Gepäckstück beäugte, das schon für sich ein Hingucker ist: Muster der britischen Flagge im sogenannten Antik-Gammel-Look. Sieht man echt nicht alle Tage, schon gar nicht in der Businessklasse. Und wenn sich dieser Ausbund von zweifelhafter Schönheit auch noch bewegt, dann kann man schon mal Aufmerksamkeit erregen. Der Herr fragte ganz freundlich, was sich denn in meiner Tasche befinde, und ich gab bereitwillig Auskunft, auch darüber, dass sich im Frachtraum noch drei weitere Hunde befänden. Pause. Nach dem Start – ich wieder halb unter dem Sitz mit Hand an Fords Köpfchen – die nächste Frage meines Gangnachbarn: „Und, Sie sind ganz alleine? Wie wollen Sie das denn schaffen?“ Ich: „Weiß ich ehrlich gesagt auch noch nicht. Aber ich glaube, Hilfe könnte ich schon gebrauchen.“ Pause. Dann nach einer Weile von jenseits des Ganges: „Ich helfe Ihnen“. Ich kann versichern, es ist schon sehr lange her, dass ich einen fremden Mann sooo angestrahlt habe!!

Nach Landung und Parken der Maschine auf einer Außenposition begleitete mich mein „Kavalier“ in den Bus und anschließend ans Gepäckband, obwohl er gar kein Gepäck abzuholen hatte. Lieber unbekannter Mitpassagier: Ich danke Ihnen an dieser Stelle noch einmal von Herzen für Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft! Während wir auf die Hunde warteten, kam eine junge Dame in Flughafenkleidung auf uns zu und fragte mich, ob ich die Frau mit den 4 Hunden sei. Die Abholer hätten sie gebeten, mir zu helfen, und da sei sie nun. Noch ein Engel an meiner Seite, der Voraussicht von Andrea Albers von Zypernhunde e.V. sei es gedankt!

Endlich wurden die Hunde gebracht. Ein banger Blick ins Innere der Boxen, gefolgt von großer Erleichterung: Honey stand und wedelte ununterbrochen, während Banjo ganz entspannt neben ihr lag und nur schaute. Haley kam sofort ans Gitter und wagte immerhin ein schwaches Wedeln. Meine Helfer waren schwer beeindruckt von der Schönheit und Freundlichkeit der zypriotischen Vierbeiner. Zu Dritt schoben wir das kostbare Gepäck zum Ausgang, wo uns „großer Bahnhof“ erwartete: Andrea und ihr Mann, die extra zu so später Stunde 300 KM aus Oldenburg gekommen waren, nicht nur, um die Hunde in Empfang zu nehmen, sondern auch gleich mit ihnen die Strecke wieder zurück nach Norden zu fahren und sie in ihr neues Zuhause bzw. in ihre Pflegestelle zu bringen. Auch meine Freundin Eva hat es sich nicht nehmen lassen, mit ihrer Kamera zu erscheinen, um ein paar Ankunftsfotos zu schießen, und natürlich Klaus, mit dem ich schon so manchen Hundetransport durchgeführt habe. Wie bei jeder Ankunft hatte er eine Dose Würstchen besorgt, weil es einfach nichts Besseres gibt, um fluggestresste Hunde aus der Box zu locken. Doch dieses Mal blieben die Würstchen im Glas und die Hunde in der Box, bevor es für alle auf ihre nächtliche lange Autofahrt ging. Das Würstchenglas wechselte zu Andrea, die versicherte, auch Menschen essen gerne mal ein Würstchen während der Fahrt.

Dann ging alles sehr schnell. Die Papiere wurden übergeben, die Hunde zum Auto geschoben, und dann waren sie auch schon weg. Irgendwie blieb nicht einmal Zeit für das sonst übliche Abschiedstränchen. Inzwischen weiß ich, dass Ihr alle, Menschen und Hunde gut angekommen seid!

Der Urlaub ist vorbei. Was bleibt, sind schöne Erinnerungen und das gute Gefühl, wieder einige wenige Hunde, von denen es auf Zypern noch so viele gibt, ein Stück in ihr neues Zuhause und ein behütetes Hundeleben begleitet zu haben. Ohne den Einsatz von Menschen wie Susi und ihrem Team vom PAWS Shelter auf Zypern und ohne Zypernhunde e.V. und dessen Team hier in Deutschland hätten sie diese Chance wohl nie erhalten.

Renate Münter